SILBERPFEIL DER MEERE

SILBERPFEIL DER MEERE

Mercedes-Benz präsentiert Luxus-Motoryacht

VON ANJA FAHS

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 1 2014)

Auf der letzten Monaco Yacht Show präsentierte Mercedes-Benz Style das finale Design seiner exklusiven Luxus-Motoryacht. Die „ARROW460 – Granturismo“ vereint typische Designelemente der Fahrzeuge von Mercedes-Benz mit Innovationen aus dem Bootsbau. Die Yacht ist 14 Meter lang und bietet Platz für maximal 10 Passagiere. Neben der Yacht entwirft Mercedes-Benz Style, das Designlabel des Automobilherstellers, auch andere Produkte: beispielsweise Möbel, Brillen, eine Lederwaren- und Kofferkollektion und sogar einen Helikopter. Wir sprechen mit Gorden Wagener, Chefdesigner der Daimler AG und von Mercedes-Benz Cars, über die Produkte abseits der Straße.

Die offenkundigste Frage zuerst: Wie viel Mercedes-Benz ist in der Motoryacht zu finden?  

Gorden Wagener: Das Entwerfen von Booten ist eine aufregende und faszinierende Herausforderung für uns Automobildesigner. Automobildesign verbindet wie keine andere Designdisziplin inspirierende und emotionale Formgebung mit Aspekten wie Funktionalität und Ergonomie. Automobildesign ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein Auto. Daher haben wir dies auf das Bootsdesign übertragen. Das Ziel war, den modernen Luxus unserer Fahrzeuge auf einer modernen Luxusmotoryacht erlebbar zu machen. Und mittels unserer Designphilosophie der „sinnlichen Klarheit“ haben wir in der Tat etwas sehr Spezielles und Einzigartiges geschaffen.

Autos und Boote haben allerdings unterschiedliche Proportionen, leicht zu erkennen in der Seitenansicht, und ebenso komplett verschiedene Ansprüche, was die Nutzung des Innenraums betrifft. Die große Herausforderung für uns Automobildesigner war, das bestehende Bootsdesign so zu hinterfragen und zu modifizieren, dass ein völlig neues Erleben einer Bootsfahrt entstand. Dazu haben wir die skulpturale Schönheit des Bootskörpers mit einer neuen Raumnutzung und neuen Funktionalitäten bei der Raumnutzung verbunden. Wir nennen dieses Konzept „Granturismo“.

Von wem und wo wird die Yacht gebaut werden?  

G. W.: Die von Mercedes-Benz Style und Silver Arrow Marine (SAM) gemeinsam entwickelte Luxusmotoryacht „ARROW460 – Granturismo“ wird von Silver Arrows Marine gebaut. 

Aus der Formel 1 werden immer wieder Innovationen in den allgemeinen Fahrzeugbau übernommen, seien es Techniken, neue Materialien oder auch Designelemente, beispielsweise für bessere Aerodynamik etc. Könnte für die Fahrzeuge von Mercedes-Benz auch etwas aus dem Motorbootbau übernommen werden?  

G. W.: Wir haben sicherlich beim Entwurf der Motoryacht und in der Zusammenarbeit mit den Bootsspezialisten von Silver Arrow Marine neue Erfahrungen gemacht. Vor allem die Funktionalitäten an Bord und die Raumnutzung in der Yacht können als Beispiele dafür genannt werden. Ob und was davon allerdings in die Entwürfe für die kommenden Modelle von Mercedes-Benz einfließen wird, kann ich heute schwer vorhersagen.

Was ist das Besondere am Design der  ARROW460 – Granturismo?   

G. W.: Die Exterieur-Designsprache der Motoryacht ist der Ausdruck von „sinnlicher Klarheit“, dem Anspruch der Designstrategie von Mercedes-Benz. Die Gestaltung der Oberflächen, die klare Linienführung, aber auch die Proportionen der Yacht sind vom Automobildesign inspiriert und vermitteln modernen Luxus. Beim Interieurdesign haben wir den typischen Wrap-around-Charakter von Mercedes-Benz umgesetzt: die Flächen entwickeln sich fließend und dreidimensional um die Fahrgäste. Die verwendeten Materialien wie zum Beispiel das gewählte Holz oder die edlen Leder ähneln denen der aktuellen Showcars von Mercedes-Benz.

Was macht im Allgemeinen das „typische“ Design von Mercedes-Benz aus? Gibt es dafür überhaupt klare Erkennungsmerkmale?   

G. W.: Das Design von Mercedes-Benz versteht sich als die Inszenierung der Leidenschaft fürs Automobil in einer modernen Formensprache. Sinnliche Klarheit als Ausdruck von modernem Luxus steht im Fokus der Designer und ist die Designphilosophie von Mercedes-Benz. Ziel ist es, klare Formen und glatte Flächen zu erzeugen, die Hightech inszenieren und zugleich Emotionen wecken. 

Dabei ist es uns Designern wichtig, die Bipolarität der Marke Mercedes-Benz auch in den Fahrzeugen erlebbar zu machen. Jede Baureihe hat einen eigenständigen Charakter, abhängig von den Attributen, die im Fokus des Designs stehen. Und dennoch ist ein Mercedes-Benz stets als Mercedes-Benz erkennbar. Denn neben stilistischen Neuentwicklungen schöpfen die Designer auch stets im Sinne lebendiger Tradition aus einem „Gen-Pool“ markentypischer Stilelemente.

Wenn man sich als Designer an das sogenannte „Markengesicht“ von Mercedes-Benz halten muss, engt das nicht die Kreativität ein?   

G. W.: Überhaupt nicht. Kreativität und freies Denken sind essentiell in meinem Job. Es ist eine spannende Herausforderung, unsere Designstrategie zu berücksichtigen und dennoch immer wieder neue Fahrzeuge zu kreieren. Und in unseren weltweiten Advanced Design Studios haben wir die Möglichkeit, auch mal losgelöst von den Produktionsfahrzeugen zu denken. Hier können wir weit in die Zukunft blicken und fremde, neue Strömungen aus verschiedenen Kontinenten und Kulturen einfließen lassen.

Wie definieren Sie die Zielgruppe für die ARROW460 – Granturismo? Wen möchten Sie damit ansprechen?   

G. W.: Mit der neuen Luxusmotor-yacht wollen wir eine internationale Klientel ansprechen und überzeugen. Das sind Menschen, die selbstbewusste Individualisten mit höchsten Ansprüchen sind und ein ausgeprägtes Faible für die Marke Mercedes-Benz haben.

Die Yacht ist das jüngste Mitglied der Produktfamilie von Mercedes-Benz Style. Es wurden hier schon Möbel, Koffer, Brillen und sogar ein Helikopter entworfen. Welche Strategie verfolgt Mercedes-Benz damit, Produkte anzubieten, die keinen direkten Bezug zu den Fahrzeugen auf der Straße haben?   

G. W.: Seit 2010 entwerfen wir zusätzlich zum klassischen Automobildesign unter dem Label Mercedes-Benz Style auch das Design für andere Produkte – in Kooperation mit ausgewählten Partnern. Ziel ist es, die unverwechselbare, progressive Formensprache der Fahrzeuge von Mercedes-Benz sowie ihren hohen Anspruch an Luxus und Ästhetik in andere Lebensbereiche zu übertragen. So zeichnen sich alle Produkte durch kompromisslose Qualität und die Auswahl edler Materialien in perfekter Verarbeitung aus.

Welche anderen Bereiche wären für Mercedes-Benz Style noch interessant? Auf was können wir uns als nächstes freuen?   

G. W.: Mercedes-Benz Style entwickelt sich ständig weiter. Unsere Möbelkollektion wird jährlich mit neuen Modellen angereichert; bei der Brillenkollektion sowie der Lederwaren- und Reisegepäckkollektion bringen wir sogar zweimal jährlich neue Produkte auf den Markt. Weiterhin interessant sind die Wachstumsfelder Luxusmobilität und Lifestyle. Sie sehen also, wir bleiben dran – und Sie dürfen gespannt sein, was als Nächstes kommt.

Was würden Sie persönlich gerne einmal entwerfen? Bei welchem Produkt würden Sie für sich eine Herausforderung als Designer sehen?   

G. W.: Ich finde das Themengebiet der Architektur sehr spannend. Hier etwas zu entwerfen wäre definitiv eine Herausforderung.

Freuen Sie sich darauf, die Yacht selbst zu steuern, wenn sie fertiggebaut ist? Oder würden Sie lieber ein anderes Gefährt bevorzugen?   

G. W.: Für mich als Designer ist es immer ein großer Moment, wenn ich mein „Geschöpf“ zum ersten Mal selber steuern kann – und das wird bei unserem Silberpfeil der Meere nicht anders sein.

Bei welcher Person würden Sie persönlich gerne auf dem Beifahrersitz Platz nehmen – egal ob auf der Straße, auf dem Wasser oder in der Luft?   

G. W.: Bei meiner Frau.

GORDEN WAGENER

Gorden Wagener leitet seit Mitte 2008 den weltweit tätigen Designbereich von Mercedes-Benz. Davor war er zuständig für Strategisches Design und Advanced Design bei Mercedes-Benz Cars in Kalifornien und als verantwortlicher Designer an der Entwicklung der aktuellen Modelle der A-, B-, C-, CLK-, CLS-, E-, S-, M- und R-Klasse und der Sportwagen SL, SLK und SLR McLaren beteiligt. 2009 erhielt er den Titel Professor honoris causa der Moholy-Nagy Universität für Kunst und Design in Budapest. 2010 wurde ihm der Titel Doktor honoris causa der Technischen Universität Sofia verliehen.

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