Inspirieren, suchen, finden, sammeln, organisieren und teilen

VON ANJA FAHS

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 3 2014)

Pinterest ist ein visuelles Planungs- und Entdeckungs-Tool, welches das Sammeln und Organisieren von Dingen ermöglicht. Jetzt öffnet das US-Unternehmen seine Plattform testweise für Werbekunden und bietet mit „Promoted Pins“ eine neue Form der Online-Anzeigenplatzierung.

Mit Pinterest können Nutzer im Internet all das finden und organisieren, was sie inspiriert, und es anschließend in ihren Lebensalltag integrieren. Die Online-Plattform dient als kreative Inspirationsquelle beispielsweise beim Kochen, Reisen oder Designen. Nutzer können Bilder an virtuelle Pinnwände heften und anderen Pinnwänden mit ähnlichen Interessensgebieten folgen, die ihr persönliches Leben bereichern. Alle Arten von Interessen sind in dem sozialen Netzwerk vertreten. Pinterest ist die weltgrößte Sammlung von jedermanns Lieblingsdingen. 

Pinterest wuchs aus einer Gemeinschaft von zunächst wenigen, aber enthusiastischen Pinnern aus den Kategorien Food, Lifestyle und Interieur. Seitdem hat es sich zu einer Plattform entwickelt, auf der man Inspiration für alle Interessen und alle Aspekte des Lebens bekommt.

Seit Oktober 2013 werden bei Pinterest „Promoted Pins“ kostenlos getestet – mit einer kleinen Gruppe von Werbekunden, zu denen Unilever, Four Seasons und Wayfair gehören. Im Mai dieses Jahres startete der erste Test für bezahlte Promoted Pins mit einer Gruppe von Marken in den USA. Matt Crystal, Auslandschef bei Pinterest, erklärt uns, was mit Promoted Pins erreicht werden soll und welche Vorteile Werbekunden und auch Pinterest-Nutzer davon haben.

Was genau sind denn „Promoted Pins“?

Matt Crystal: Wir haben vier Jahre gebraucht, um ein Produkt zu entwickeln, von dem wir denken, dass es bei der Planung persönlicher Vorhaben wirklich hilfreich ist. Wir investieren in unterschiedliche Ideen und Möglichkeiten, die Menschen helfen sollen, für sie relevanten Content zu unterschiedlichen Interessensgebieten zu finden, und Promoted Pins ist dafür ein weiteres Angebot. Da Pinner ja zu uns kommen um neue Dinge zu entdecken, ist es einfach von Vorteil, Pinner und Werbeanbieter zusammenzubringen. Pinner haben die Wahl, den Pin anzuklicken, wenn sie mehr über dieses bestimmte Produkt wissen möchten, und können es letztendlich auch kaufen. Anbieter können passende Angebote einer Zielgruppe präsentieren, die mit großer Wahrscheinlichkeit eine Affinität zu ihren Produkten oder Leistungen hat.

Promoted Pins funktionieren genau wie normale Pins, sie haben nur einen besonderen „Promoted Pin“-Hinweis und einen hinterlegten Link, über den man sich weitere Informationen holen kann. Im September 2013 haben wir angekündigt, dass wir auf Pinterest mit Promoted Pins experimentieren wollen. Seit Mai dieses Jahres arbeiten wir mit einer kleinen Gruppe von ausgewählten Brands zusammen, um einen Test in den Kategorien und bei der Suchoption zu machen. Zusätzlich testen wir auch noch einen „Selbstbedienungs“-Promoted-Pin für kleine und mittlere Unternehmen. Diese Brands und die sogenannten SMBs (Small and Medium Businesses) helfen uns, die Promoted Pins so zu gestalten, dass sie gut aussehen, transparent und relevant sind und – auf Basis des Feedbacks unserer Pinner – immer besser werden. Damit Pinterest weiterhin ein großartiges Tool für jeden ist. Heute hat Pinterest schon über 30 Milliarden Pins und 750 Pinnwände auf seiner Seite.

Im Mai haben Sie eine Testphase für bezahlte Promoted Pins gestartet. Dafür wird mit einer kleinen Gruppe von Brands zusammengearbeitet. Welche Marken sind beteiligt?

M. C.: ABC Familiy, Banana Republic, Expedia.com, Gap, General Mills, Kraft, lululemon athletica, Nestlé mit seinen Marken Purina, Dreyer’s/Edy’s Ice Cream und Nespresso, Old Navy, Target, Walt Disney Parks and Resorts, Ziploc, vineyard vines, Shutterfly und auch noch Nicole Miller 

Warum haben Sie ausgerechnet diese Brands ausgewählt? 

M. C.: Diese Brands haben alle großes Interesse an Pinterest und wollten gerne mit dabei sein, um uns Feedback zum Produkt zu liefern. Zudem stehen sie stellvertretend für eine Vielfalt von vertikalen Branchen, von denen wir lernen können. Und wir denken, dass unseren Pinnern der wirklich gute und geschmackvolle Content dieser Brands gefällt.

Welche Ergebnisse hat der Test gebracht?

M. C.: Die bisherigen Ergebnisse sind wirklich ermutigend – und zwar genauso für die Pinner wie für unsere Partner. Wir konzentrieren uns nun mit Promoted Pins auf drei Bereiche: Wir wollen sichergehen, dass Promoted Pins ein großartiger Teil des ganzen Pin-Erlebnisses sind. Mit dem Feedback der Pinner sind wir darum bisher sehr happy. Dann wollen wir verstehen, was für unsere Partner wichtig ist und wie man am besten Kampagnen managen und Resultate messen kann. Wir veranstalten Kreativ-Workshops, wo wir von unseren Partnern lernen und ihnen zugleich beibringen, wie man Pinterest am besten nutzt und welche kreativen Ideen am erfolgreichsten funktionieren. Und wir wollen noch besser darin werden, Werbung passend zu platzieren. Es ist unser Ziel, unseren Partnern zu helfen, die richtige Zielgruppe zu erreichen.

Gibt es schon konkretes Feedback von den am Test teilnehmenden Brands? Wie beurteilen sie Promoted Pins im Hinblick auf ihr Business?

M. C.: Bisher sind wir noch nicht so weit, über konkretes Feedback der Brands sprechen zu dürfen, aber alles in allem melden uns die Marken, dass sie mit Promoted Pins jetzt zielgerichtet genau die Kunden erreichen können, die loyal zu ihren Produkten stehen. Und das ist für die Marken von enormem Wert.

Und was sagen die Pinterest-Nutzer zu Promoted Pins?

M. C.: Das erste Feedback war sehr positiv. Sie finden es gut, dass wir ihnen nur Werbung präsentieren, die wirklich auch ihren Interessen entspricht, und dass diese sehr gut in die passenden Kategorien integriert ist.

Wird in Zukunft jeder Pinterest-Nutzer Anzeigen platzieren können oder wird es Einschränkungen geben? 

M. C.: Unsere Vision ist es, ein Werbekonzept anzubieten, das für alle unterschiedlichen Geschäftsgrößen und für alle Industrien passend ist. Aber wir werden das alles langsam umsetzen, damit wir sichergehen können, dass wir nach wie vor nur das bestmögliche Pinterest-Erlebnis für unsere Pinner und auch unsere Partner bieten.

Was kosten denn Promoted Pins?

M. C.: Für Marken bieten wir ein TKP-Preismodell (Tausender-Kontakt-Preis) an und für die kleinen und mittleren Unternehmen ein CPC-Preismodell (Pay Per Click), dass sich nach dem Erfolg richtet. Aber aktuell können wir noch keine konkreten Preise nennen.

Welche anderen Ideen für Marketing, Promotion oder Anzeigen haben Sie noch, um mit Pinterest Geld zu verdienen? Was kommt nach den Promoted Pins?

M. C.: Unser Fokus liegt aktuell darauf, ein Ertragsmodell für Werbung aufzustellen.

Wird Pinterest die nächste große Plattform zur Markenbildung sein?

M. C.: Unsere erste Promoted-Pins-Kampagne startete vor drei Monaten, darum ist alles noch in einem sehr frühen Stadium. Somit ist es schwierig für uns, vorauszusagen, wie groß unser Programm in der Zukunft sein wird. Unser Ziel ist es, mit den Promoted Pins ein effektives Programm für alle Unternehmen zu etablieren und gleichzeitig unseren Pinnern Nutzen zu bieten.

Was pinnen Sie denn aktuell auf Pinterest?

M. C.: Meine Frau und ich haben gerade ein neues Haus gekauft und erwarten im Herbst unser erstes Baby. Darum pinnen wir lauter tolle Deko-Ideen für unser neues Heim. Und wir nutzen das neue Nachrichten-Feature auf Pinterest, um Ideen mit anderen zu teilen und zu überlegen, welche Dinge wir uns tatsächlich anschaffen sollten. Es ist super, so Entscheidungen zu treffen: basierend auf Pins, die wir mit anderen teilen.

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MATT CRYSTAL

Matt Crystal ist Head of International bei Pinterest. Das Unternehmen wurde im März 2010 von Ben Silbermann, Evan Sharp und Paula Sciarra gegründet. Inzwischen arbeiten über 400 Mitarbeiter im Hauptsitz des US-Unternehmens in San Francisco. Neben den Büros in Tokio, Paris und London wurde Anfang September 2014 ein Standort in Berlin eröffnet. Durch die Expansion in andere Länder werden Kategorien wie zum Beispiel Reisen, Auto, Outdoor und Gartenbau hinzukommen. Die Seite wurde bereits in 31 Sprachen übersetzt und erreicht laut ComScore mehr als 60 Millionen Nutzer.

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