MODERNE EVOLUTION

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Der Siegeszug von Digital Asset Management

VON IRMA DREWS

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 2 2015)

Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert gibt es Digital-Asset-Management-Systeme in Deutschland – im IT-Bereich eine beeindruckend lange Zeitspanne. Die Brüder Andreas und Thomas Mockenhaupt von Canto sprechen über die Veränderungen der Branche, das DAM Center of Excellence und die Trends der kommenden Jahre.

25 Jahre DAM in Deutschland – wie viel hat die Lösung „Cumulus“ noch mit Ihrer ersten DAM-Version zu tun? 

Thomas Mockenhaupt: Außer, dass beide Produkte mit demselben Buchstaben anfangen und Daten verwaltet haben, wenig. Wir waren ja die Ersten in Deutschland, die DAM-Software angeboten haben, und haben die Branche maßgeblich beeinflusst. Bei der Firmengründung 1990 vertrieb Canto eine Scanner-Software für den Apple Macintosh. Das Produkt damals hieß „Cirrus“. Hieraus entstand der Bedarf, die Mengen von Scan-Dateien zu verwalten – und so entwickelten wir ein DAM, die Grundlage für das heutige Cumulus.    

Die Einführung von Cumulus in Deutschland war 1992. Wie kam es zur Gründung der US-amerikanischen Dependance in San Francisco?  

T. M.: Das war eine glückliche Fügung, zugleich aber steckte auch harte, hochprofessionelle Arbeit dahinter. Cumulus wurde sogar mit dem Macworld Editors’ Choice Award ausgezeichnet und galt als das beste Programm für Publisher und Grafiker. Hieraus entstand eine Kooperation mit der Firma Apple, die ihren Sitz nahe San Francisco, in Cupertino, hat. Wir entschieden uns daher 1993, dort eine Dependance zu öffnen. Bis heute sind wir ein deutsch-amerikanisches Unternehmen, was ich als großen Vorteil in unserem weltweiten Vertriebsgeschäft ansehe. 

Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Branche und auch Canto seitdem entwickelt?

Andreas Mockenhaupt: Früher waren wir ein reiner Software-Anbieter. Mit der Zeit entwickelte sich ein immer größerer Bedarf an Beratung und Dienstleistungen rund um die DAM-Software. Heute sind wir mit Cumulus und Canto Professional Services ein Produkthersteller mit Lösungskompetenz. Unsere Kunden bekommen beides aus einer Hand, und das wird auf dem Markt sehr geschätzt. Trends wie das Outsourcing von Software, dazugehörigen Services und Beratung als Teil der wirtschaftlichen Entwicklungen haben demzufolge natürlich auch Auswirkungen auf uns als Firma. Der Bedarf an kompetenter Beratung zum Thema Digital Asset Management steigt stetig an.

T. M.: Cumulus hat sich außerdem immer mehr zu einem reinen Enterprise-Produkt entwickelt. Unternehmen verfolgen zunehmend den Best-of-Breed-Ansatz, den wir sehr begrüßen. Das alles steht in Zusammenhang mit digitaler Transformation – ein großes Thema heute und in Zukunft. Damit kommen vollkommen neue Sachverhalte auf uns zu. Aktuelle Fälle zeigen beispielweise, dass bei Themen wie Digital Rights Management und Software Deployment noch große Unsicherheit herrscht. Wir haben deshalb das DAM Center of Excellence gegründet, um den Menschen und Unternehmen in Deutschland einen Anlaufpunkt für diese neuen Aufgabenstellungen zu geben. 

Welche konkrete Idee steht hinter dem DAM Center of Excellence?   

T. M.: Hier bieten wir gezielte Trainings, Workshops und Konferenzen zu DAM-Themen an. Es dient damit als Social Hub für die DAM-Branche. Wir sind außerdem die ersten, die derart gebündelte Kompetenz an einem Ort vereinen. Obwohl man heute durch Video Calls, Cloud-Software und Collaboration-Programme relativ ortsunabhängig ist, glauben wir, dass es wichtig ist, eine Anlaufstelle in Deutschland zu bieten. Jeder ist herzlich eingeladen, uns in Gießen zu besuchen. Im September feiern wir die Eröffnung mit einer großen Konferenz, in der wir zeigen, wie Digital Asset Management dabei hilft, die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern. 

In drei Stichpunkten: Was unterscheidet Canto von anderen DAM-Anbietern?   

A. M.: Wir sind Berater unserer Kunden, nicht Verkäufer. Wir helfen den Kunden insgesamt bei ihrer Arbeit mit digitalen Inhalten. Außerdem zeigt die jüngste Studie von Capterra, bei der Cumulus zur beliebtesten DAM-Software gewählt wurde, dass unsere Software in punkto Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität am besten abschneidet. Und wir setzen uns für eine Professionalisierung der gesamten Branche ein. So entwickeln wir zum Beispiel mit dem OASIS-Komitee technische Standards für die Interoperabilität von DAM-Systemen. 

Worum genau geht es bei diesen Standards?     

A. M.: Der DAM-Markt hat eine kritische Masse erreicht, in rasendem Tempo erscheinen neue Anbieter auf der Bildfläche. Mit einer größeren Anzahl von APIs steigt die Herausforderung, wie sich weitere Systeme inte-grieren lassen und diese untereinander funktionieren. Daher erstellen wir einen DAM-Standard und arbeiten an einer „single source of truth“ – einem Standard, der sich branchenweit umsetzen lassen soll. Ich persönlich halte dies für überaus wichtig, da es heute zahlreiche Lösungen und Anbieter auf dem Markt gibt, die sich zwar DAM nennen, bei genauerer Betrachtung aber keines sind. Dieser Entwicklung möchte beispielsweise die DAM Foundation Einhalt gebieten, die sogenannte Core Characteristics, also Hauptmerkmale, identifiziert hat, die ein DAM erst zu einem solchen machen. Denn leider sind noch viele schwarze Schafe in der Branche unterwegs, auch Analysten, die zum Beispiel nur zahlende Firmen in ihre Rankings aufnehmen. Das ist das Gegenteil von unabhängiger und professioneller Analyse und kann das Image der gesamten Branche schädigen. 

T. M.: Wir unterstützen daher Organisationen, die sich um die unabhängige und transparente Analyse und das Vorantreiben von professionellen Standards in der DAM-Branche bemühen, vor allem in Deutschland. Cumulus hat übrigens das Testing der DAM-Foundation bestanden, ebenso wie 25 weitere Mitbewerber. Die Professionalisierung voranzutreiben und die Spreu vom Weizen zu trennen, ist uns ein echtes Anliegen.    

Welche weiteren Entwicklungsfelder werden in Zukunft die Branche prägen?

A. M.: Für mich als Professional-Service-Verantwortlicher ist vor allem die Deployment-Frage derzeit spannend. Viele Firmen bemerken aktuell, dass DAM auch wunderbar als Cloud-Version funktioniert und sie dadurch in puncto Ressourcen, Kosten und Auslastung flexibler agieren können. Auch Hybrid-Modelle sind aktuell gefragt. Letztlich wird man es künftig gar nicht merken, ob man das System aus der Cloud oder vom Server nutzt. Und auch das Thema Social DAM ist interessant, weil es die Zusammenarbeit fördert und erleichtert. Änderungen können direkt am Asset, also an der Datei, vermerkt werden. Dort wird der jeweilige Mitarbeiter markiert und kann anschließend direkt weiterarbeiten. So wird der Arbeitsaufwand um bis zu 30 Prozent reduziert.

T. M.: Die angesprochenen Workflows werden sich in der Tat noch weiter verbessern. Clevere Software kann somit nicht nur zur leichteren Zusammenarbeit beitragen, sie bietet Unternehmen auch einen strategischen Vorteil. Wer verstanden hat, dass DAM-Systeme mehr sind als nur eine Technologie, weiß, inwiefern sich ein DAM auf Ressourcen, Prozesse und die Menschen in Unternehmen auswirkt.

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SOFTWAREHERSTELLER

Canto ist seit 1990 maßgeblich am Aufbau der DAM-Industrie beteiligt. Heute verlassen sich ca. 2.500 Kunden auf die Software und Professional Services von Canto. DAM-Analysten stuften das Unternehmen 2015 als beliebtesten DAM-Anbieter ein. 

Canto GmbH
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canto.com

Picture credits © istock.com/Martin Wimmer


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