KÖNIG DER LÜFTE

KÖNIG DER LÜFTE

Jetman Yves Rossy umrundet den Gipfel des Fudschijama in Japan

VON ANJA FAHS

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 3 2014)

Auf dem Rücken einen Flügel mit vier Triebwerken: Mehr braucht es nicht, um mit 300 Sachen um den höchsten Berg Japans zu fliegen. Der Schweizer Yves „Jetman“ Rossy hat mehrere Runden um den Fuji gedreht. Ein schwindelerregender Ausflug vor atemberaubender Kulisse.

Er hat den Ärmelkanal überquert und den Grand Canyon überflogen – jetzt war der heilige Berg Fudschijama an der Reihe. Der Schweizer Pilot und Erfinder Yves Rossy, auch bekannt als Jetman, wählte den höchsten Berg Japans für seine jüngste Flugaktion. In 3.600 Metern Höhe sprang er aus einem Helikopter, um den Gipfel mit seinem Jetwing zu umrunden.

Mit seinem auf dem Rücken befestigten Düsenflügel aus Karbon-Kevlar® zeichnete Yves Rossy mit einer Geschwindigkeit von beinahe 300 Kilometern in der Stunde sensationelle Figuren an den Himmel und genoss die einzigartige Vogelperspektive auf den berühmten verschneiten Krater. Sein Fluggerät, ein ausklappbarer Flügel, steuert der Schweizer mit seinem Körper. Die Konstruktion mit den vier kleinen Triebwerken hat Rossy selbst entwickelt. Zwei Jahre tüftelte er an der Technik. Für die Landung braucht er einen Fallschirm. Innerhalb einer Woche schaffte er bei mehreren Absprüngen insgesamt neun Umrundungen des Fuji. Zehn Minuten blieb er dabei jeweils in der Luft. „Ich habe davon geträumt, hier zu fliegen. Alles ist so anders, wenn man mit einem Flügel auf dem Rücken frei durch die Luft düst, anstatt als Linienpilot in einem Cockpit eingepfercht zu sein. Es fällt mir schwer, meine Gefühle zu beschreiben. Es ist fabelhaft, eine echte spirituelle Erfahrung. Ich bin überglücklich, dass ich diesen grandiosen Moment erleben durfte, und ich hoffe, die nächste Pioniergeneration motiviert zu haben, damit sie anderes ausprobiert und ihre Träume verwirklicht, auch wenn das zunächst unmöglich scheint“, sagte Rossy nach seiner Landung.

Yves Rossy, Pilot und Erfinder, wurde 1959 in Neuchâtel in der Schweiz geboren. Rossy studierte zunächst Ingenieurwissenschaften und war dann Berufspilot bei der Schweizer Luftwaffe. Heute ist er als Airbus-Pilot bei Swiss beschäftigt und in seiner Freizeit als Erfinder tätig. Er wurde bekannt durch die Entwicklung eines Fluggleiters aus starren Flügeln mit Düsentriebwerken, der Fallschirmspringern einen längeren Aufenthalt mit einem größeren Radius in der Luft ermöglicht. In Zusammenarbeit mit einer Forschungs- und Entwicklungsfirma gelang Rossy dann nach mehreren Entwicklungsschritten die Konstruktion des neuen Fluggeräts „Jet Wing“. Dieser Fluggleiter wird auf den Rücken geschnallt und besteht aus einem aufklappbaren starren Flügel aus Kohlenstofffasern und Fiberglas, mit rund drei Metern Spannweite und vier kleinen Strahltriebwerken, die sonst nur im Modellbau und bei Drohnen verwendet werden. Mit diesem Gerät gelang es ihm, im kontrollierten Horizontalflug etwa zehn Minuten lang mit Geschwindigkeiten zwischen 120 bis 300 Kilometern in der Stunde ohne weitere Hilfe zu fliegen. Der Start erfolgt aus einem Flugzeug, die Steuerung mit dem Körper. Zur Landung wird ein Fallschirm benötigt. Für den Flug verwendet er wegen der 700 Grad heißen Triebwerke einen feuerfesten Schutzanzug.

Der Schweizer Uhrenhersteller Breitling SA unterstützt Jetman seit 2011 und war mit seinem Breitling Jet Team nicht nur beim Fuji-Flug in Japan dabei. Es wurden bereits viele waghalsige Flugprojekte mit dem Jetman realisiert. So flog beispielsweise – in Anlehnung an die bekannte Szene bei Supermann – Yves  „Jetman“ Rossy in enger Formation mit der Breitling Douglas DC‐3, einem Vintage-Flugzeug. Zum Start des waghalsigen Unternehmens positionierte sich Yves Rossy auf dem äußeren Rahmengestell eines „Eagle AS 350“-Helikopters. Die DC‐3 nahm ihre Warteposition über dem Schweizer Vierwaldstättersee ein, als Yves auf 1.800 Meter stieg. Rückwärts ließ er sich dann aus dem Helikopter fallen, stabilisierte seinen Flügel und gab seinen vier Motoren vollen Schub, bis er die Geschwindigkeit von 205 Kilometern in der Stunde und eine Höhe von 1.400 Meter erreichte und auf die DC‐3 traf. Der Flug dauerte 7 Minuten, bevor der Jetflügel seinen Kraftstoff aufgebraucht hatte und Yves den Fallschirm aktivierte, um sanft auf dem Flugplatz Buochs aufzusetzen. 

Aviatik-Pionier Yves Rossy reiht diesen Flug in die eindrückliche Liste von bereits erreichten Jetman-Meisterleistungen ein, wie die Flüge über Rio de Janeiro, den Grand Canyon West und den Ärmelkanal sowie den Formationsflug mit dem Breitling Jet Team und den Breitling Wingwalkers. Der erste interkontinentale Flug Rossys, am 25. November 2009 von Marokko nach Spanien, scheiterte hingegen. Nach einem Drittel der Flugzeit verlor er in den Wolken die Orientierung und fiel in der Straße von Gibraltar ins Wasser. Rossy blieb dabei aber unverletzt und startete unverzüglich zum nächsten Flugprojekt. 

jetman.com

breitling.com

Picture credits © Katsuhiko TOKUNAGA/DACT,INC.


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