DIE WALMART STORY

DIE WALMART STORY

 

VON GABRIEL CHASSEUR 
(Veröffentlicht in THE GAZETTE Ausgabe 02 im April 2023)

Vom Billigwarengeschäft zum größten Einzelhändler der Welt: die unglaubliche Erfolgsgeschichte von Sam Waltons Walmart und seine Transition zum Tech-Unternehmen.

Mit über 500 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2022, ist Walmart heute der größte Einzelhändler weltweit und hat selbst vor Amazon noch die Nase vorn. Das mag erstaunlich erscheinen, wenn man sich anschaut, woher Walmart ursprünglich kommt. Im Jahr 1950 eröffnete Sam Walton in der Kleinstadt Betonville im Bundesstaat Arkansas seinen ersten Laden – das Billigwarengeschäft Walton’s Five and Dime. Heute beherbergt das Gebäude das Walmart Museum, das an die Geschichte und seinen Gründer Sam Walton erinnern soll. Sam Walton galt bis zu seinem Tod im Jahr 1992 als visionär, bescheiden und sehr sparsam. Seine Devise war: Jeder unnötig verbratene Dollar wird direkt aus dem Geldbeutel der Kunden genommen. In seiner Biografie „Made in America: My Story“, die er mit John Huey im Jahr 1992 kurz vor seinem Tod schrieb, gibt er zahlreiche Anekdoten preis, unter anderem auch, wie er und seine Kollegen auf Geschäftsreisen meist mindestens zu zweit in einem Hotelzimmer übernachteten, um mit dem knapp kalkulierten Reisebudget auszukommen.

Den ersten Walmart eröffnete Walton im Jahr 1962 in Rogers, Arkansas, mit der Mission, den Menschen Ware zu den geringsten Preisen anzubieten. Bereits fünf Jahre später war das Business auf 24 Stores angewachsen. Der Wachstumskurs setzte sich auch in den 1970er-Jahren fort, und Walmart ging an die Börse. Im Jahr 1983, als Walmart bereits die Eine-Milliarden-Dollar-Grenze im Jahresumsatz überschritten hatte, wurden die alten Kassensysteme durch die ersten computerbetriebenen POS-Systeme ersetzt, um den Check-out an der Kasse zu optimieren. In den 1990er-Jahren expandierte Walmart auch international und wuchs selbst nach Waltons Tod kontinuierlich weiter.

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Walmart goes online

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Im Jahr 2000 ging mit Walmart.com erstmalig der Onlineshop live und im Jahr 2005 wurden nach den Hurricane-Katastrophen erstmals die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens bekannt gegeben, darunter die Vermeidung von Abfällen, die ausschließliche Nutzung von erneuerbaren Energien und der Verkauf von Produkten, die nachhaltig für Mensch und Umwelt sind. Im Laufe der Jahre wurden immer wieder neue Ziele formuliert und konkrete Programme initiiert, um diese Ziele zu erreichen.

Im Jahr 2007 wird der „Site to Store“-Service eingeführt, mit dem Kunden Produkte online bestellen und im Laden abholen können. 2011 übernahm Walmart das Tech-Unternehmen Kosmix, um seinen Research-Bereich unter dem neuen Namen Walmart Labs aufzubauen. 2016 führte das Unternehmen Walmart Labs mit seiner Information Systems Division (ISD) zusammen, und Walmart Technology war geboren. Im selben Jahr ging auch Walmart Pay an den Start, wodurch Kunden einfach und bequem mit ihrem Smartphone am POS bezahlen können. Ein Jahr später wird Store No 8 gegründet: ein Tech Inkubator mit dem Ziel, die Zukunft des Retail-Marktes zu transformieren. 2019 holte Walmart sein Advertising-Business unter dem Namen „Walmart Connect“ komplett ins Haus, und ein Jahr später bekam Walmart Technology mit „Walmart Global Tech“ eine neue Identität mit einer Shared Service-Organisation. Das Tech-Unternehmen entwickelt die Technologien, die Walmart auch zukünftig an der Spitze der weltweiten Retailers halten und Hersteller und Marken erfolgreich über Walmart verkaufen lassen sollen. Im Jahr 2021 wurde Walmart Data Ventures gegründet, um mithilfe von Analytics und AI Erkenntnisse über das Kaufverhalten der Kunden aus den gesammelten Daten zu generieren und seinen Herstellern und Marken zu verkaufen. Der Service nennt sich Walmart Luminate und er soll die Einkaufstrends der Konsumenten sowie die Kanalperformance analysieren, Wachstumsstrategien errechnen, testen und bewerten sowie direkt Kundenmeinungen einholen durch Umfragen und Feedbackmechanismen.

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Lay-offs bei Walmart Tech?

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Nachdem in den vergangenen Monaten mehrere hunderttausend Mitarbeiter großer Tech-Unternehmen wie Google, Amazon oder Meta entlassen wurden, gibt es nun auch bei Walmart Tech Neuigkeiten. Die Gründe für die Massenentlassungen werden in wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie der Rezession gesucht – es gibt aber auch einige Stimmen, die den sprunghaften Anstieg der Einstellungen von Tech-Personal während der Corona-Pandemie dafür verantwortlich machen, und auch der zunehmende Einsatz von KI soll in den Unternehmen Effizienzbestrebungen ausgelöst haben, die – kombiniert mit gezielten Investitionen – zu einer Fokussierung auf die skalierbarsten Geschäftsfelder führte. Welche Gründe auch immer dahinterstecken, auch Walmart Tech scheint den Druck zu spüren – allerdings begnügt sich das Unternehmen bislang noch damit, drei Standorte in Austin, Portland und Carlsbad zu schließen und die Mitarbeitenden auf andere Standorte zu verteilen – sofern diese denn willens sind, umzuziehen, denn generell gilt im Unternehmen, dass an mindestens zwei Tagen in der Woche im Büro gearbeitet werden muss. Am Hauptsitz in Betonville müssen die Mitarbeitenden sogar an jedem Tag der Woche im Büro arbeiten, was die Strategie mehrerer anderer Unternehmen wie Walt Disney Co. spiegelt.

Gleichzeitig ist das eine Abkehr von der noch im Jahr 2020 formulierten Vision, den virtuellen Arbeitsplatz zur neuen Normalität für globale Technologie zu machen. Die Hauptgründe für die aktuelle Strategie, die Mitarbeitenden wieder zurück zum Arbeitsplatz zu holen, liegen laut unterschiedlicher Quellen – darunter auch Roman Briker, Assistenzprofessor für Organizational Behavior an der Maastricht-Universität – in der Sorge, dass die Unternehmenskultur durch das Fehlen persönlicher Interaktionen verloren geht. Die Sorge scheint in vielen Unternehmen so groß zu sein, dass sie die messbaren Produktivitätssteigerungen durch die Arbeit im Homeoffice neutralisieren. Für viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist die endgültige Rückkehr ins Büro jedoch keine Option, sodass sich in Zukunft vermutlich ein hybrides Modell für die meisten Unternehmen durchsetzen wird.

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Vom Retailer zum Tech-Anbieter

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Aber mittlerweile entwickelt Walmart Tech nicht nur für sein eigenes Business Lösungen, um die Commerce Experience seiner Lieferanten und Kunden zu verbessern. Das Technologieunternehmen stellt nun auch Lösungen für andere Retailer bereit. So gab das Unternehmen kürzlich eine Partnerschaft mit Salesforce bekannt, in deren Rahmen sie Services über den Salesforce App Store für Unternehmen anbieten. Zum neuen Angebot zählt der GoLocal Delivery Service, der Bestellungen bis an die Haustür der Kunden liefert, oder der Store Assist, der Mitarbeitenden hilft, schnell und effizient Bestellungen zusammenzupacken, die dann geliefert oder abgeholt werden. Seit seiner Einführung im Jahr 2021 hat Walmart durch GoLocal bereits drei Millionen Lieferungen durchgeführt, und auch in anderen Bereichen wächst das Unternehmen: Mehr als 8.000 Hersteller sollen laut Chief Financial Officer John David Rainey in den vergangenen Monaten auf dem Onlinemarktplatz dazugekommen sein. Ein Vorteil, den sich Suresh Kumar, Chief Technology Officer bei Walmart Tech, verspricht, ist, dass die neue Strategie, ausgewählte Technologie an andere Retailers zu vertreiben, Walmart dabei helfen wird, die Experience für seine Kunden und Kundinnen noch weiter zu verbessern.

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Über das Unternehmen:

Walmart Inc. hat seit jeher die Mission, Menschen in der ganzen Welt dabei zu helfen, Geld zu sparen und besser zu leben – in Retail Stores, online und über ihre Mobilgeräte. Jede Woche besuchen etwa 230 Millionen Kunden über 10.500 Läden und zahlreiche E-Commerce-Webseiten in 24 Länder.

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Picture credit © ZUMA Press, Inc. on Alamy


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