CHINA GOES GREEN

CHINA GOES GREEN

Ein Schweizer Landwirt setzt auf stilvolle Öko-Mode in China

VON ANJA FAHS

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 3 2014)

Zahlreiche Umweltskandale, Smogalarm, Müllberge und eine Spitzenposition im globalen Ranking der Umweltverschmutzung machen China zu einem Land, in dem ein Umdenken in Sachen Ökologie, Gesundheit und Natur dringend notwendig ist. 

Einer der Vorreiter ist Hans Martin Galliker, ein gelernter Schweizer Bio-Landwirt, der sich für alles interessiert, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Er reiste bereits 2009 nach China und fuhr kreuz und quer durch das riesige Land, um die chinesische Landwirtschaft zu erkunden. In nur sieben Wochen legte er 13.000 Kilometer zurück, sammelte Unmengen an Eindrücken und Informationen und machte etliche neue Bekanntschaften. Auf seiner Reise stellte er fest, dass es trotz der ganzen Missstände bei den chinesischen Konsumenten einen eindeutigen Wunsch nach nachhaltigen und gesunden Produkten gibt. 

China produziert viel und versorgt mit knapp zehn Prozent der globalen Anbaufläche fast ein Fünftel der Weltbevölkerung. Der ökologische Fußabdruck ist hier entsprechend tief, die Böden sind überdüngt und Lebensmittel chemisch verseucht. Aber auch in China erwacht das Bewusstsein für Natur und Gesundheit. Der Druck der Bevölkerung auf die Regierung wächst und das Konsumverhalten ändert sich. Bio-Lebensmittel sind nichts Neues mehr und inzwischen ist auch „grüne“ Mode im Kommen. 

Hans Martin Galliker reagierte auf den Trend und wurde Unternehmer in China. Zusammen mit der Modedesignerin Amihan Zemp gründete er vor gut drei Jahren das Öko-Fashion-Label NEEMIC in Peking. Wie die grüne Bewegung ist auch NEEMIC noch jung, es gibt noch nicht viele Öko-Stoffe auf dem Markt. Das hindert aber NEEMIC nicht daran, schöne Mode so ökologisch wie möglich herzustellen und auch fair zu handeln. Der Anteil an Bio-Stoffen, der für die Kollektionen verarbeitet wird, steigt stetig, die chinesischen Textilproduzenten schwenken immer mehr auf Bio um – nicht zuletzt auf Druck von Peking. 

Denn die chinesische Regierung hat den Umweltschutz zum großen Programm erklärt. Sie stellt riesige Summen für Umweltschutz-Projekte zur Verfügung und ist neuerdings auch bereit, Umweltsünder hart zu bestrafen. So muss auch die Modeindustrie umdenken – gehört sie doch zu einer der schmutzigsten Industrien im Land. Denn die chemischen Substanzen für Düngen, Färben und Gerben belasten die Umwelt enorm. Dazu ist China der weltweit größte Textilproduzent und Absatzmarkt für Kleidung. Jetzt müssen aber bis 2015 Textilien zu 15 Prozent aus recycelten Stoffen bestehen. 

Ein Grund mehr für NEEMIC, richtig durchzustarten. In nur zwei Jahren hat das Unternehmen schon zehn Vertriebspartner gewonnen, vor allem in China. Hier ist das Label sehr begehrt, denn gerade die Mittelschicht emanzipiert sich in der Mode zunehmend vom Markendenken und der Fast Fashion. Bei diesen gebildeten und zahlungskräftigen Kunden wächst die Nachfrage nach grünem Design und ökologischer Mode. Sie legen bei Kleidung immer mehr Wert auf einen individuellen Look, Qualität und Nachhaltigkeit. 

Aber nicht nur in China, auch in anderen Ländern der Welt und in Europa ist man an NEEMIC interessiert. So vertreibt beispielsweise die berühmte Londoner NOT JUST A LABEL Company, die auch Nachwuchs-Designer fördert, die Kollektion über ihren Online-Shop weltweit. Und NEEMIC könnte sich noch viel breiter aufstellen. Aber noch fehlt das nötige Kapital, um in Vorleistung zu gehen und die Läden aller Vertriebspartner mit Ware versorgen zu können. Um wirklich international zu wachsen, müssten eine höhere Anzahl an Kleidungsstücken produziert und mehr Mitarbeiter eingestellt werden. Aber dies wird auch nur noch eine Frage der Zeit sein. 

neemic.asia

Picture credits © Neemic


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